Resurrecting the Sublime
Installation im BIOTOPIA Lab (2022/2023)
Alexandra Daisy Ginsberg, Sissel Tolaas, Christina Agapakis/Gingko Bioworks, 2019
Die Installation „Resurrecting the Sublime“ von Christina Agapakis, Alexandra Daisy Ginsberg und Sissel Tolaas ermöglichte es, ausgestorbene Blumen zu riechen, die durch koloniale Aktivitäten ausgerottet worden sind. Die Ausstellung bot nicht nur einen unerwarteten Blick in das, was verloren gegangen ist, sondern forderte auch auf, über unser eigenes Handeln nachzudenken…
Verlorene Düfte
Riechen ist für viele Lebewesen überlebenswichtig. Im Vergleich zu Hunden, Nachtfaltern oder Lachsen haben Menschen keinen besonders guten Geruchssinn. Doch auch wir gehen riechend durch die Welt. Gerüche – ob anziehender Duft oder abstoßender Gestank – lösen in uns starke Emotionen aus. Kaum ein anderes Sinneserlebnis bleibt uns so lange und so intensiv im Gedächtnis. Was aber, wenn wir etwas riechen könnten, das es gar nicht mehr gibt?
Die Installation “Resurrecting the Sublime” – entstanden durch eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen der Künstlerin Alexandra Daisy Ginsberg, der Geruchsprovokateurin Sissel Tolaas und der Biologin Christina Agapakis – ermöglichte einen flüchtigen Einblick in eine längst vergangene Welt: Sie erweckte den Geruch einer Pflanze zum Leben, deren letzte olfaktorische Spuren vor über einem Jahrhundert durch menschliche Aktivitäten verschwunden sind.
Das Erhabene der Naturerfahrung: Von Menschenhand reduziert auf fragile Überbleibsel in einem Pflanzenarchiv, offenbarte uns die sensorische Wiederbelebung dieser ausgestorbenen Pflanze nicht nur die romantische Erfahrung der unermesslichen Schönheit der Natur, sondern auch die unwiderruflichen Konsequenzen unseres menschlichen Handelns – jetzt und in der Zukunft.
Kunst an der Schnittstelle zu biowissenschaftlicher Forschung
Auf Granitsteinen konnten die Besucherinnen und Besucher des BIOTOPIA Labs den aus einer Duftkabine ausströmenden Geruch von Leucadendron grandiflorum (Salisb.) R. Br. auf sich wirken lassen. Eine kurze Visualisierung näherte sich grafisch dem Lebensraum der Pflanze an. Dieser ursprünglich in Afrika heimische Strauch wurde als lebendes Gewächs zuletzt 1806 im Garten eines Privatsammlers in London gesehen. Seither gilt er als ausgestorben.
Mehr als ein Jahrhundert später haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den fragilen Resten „Geruchsgene“ extrahiert. Mit deren Hilfe konnte Sissel Tolaas rekonstruieren, wie der ausgestorbene Strauch möglicherweise gerochen hat. Dennoch bleibt die Pflanze unwiederbringlich verloren, was die sensorische Erfahrung mit „Resurrecting the Sublime“ den Besucherinnen und Besuchern unmittelbar vermittelte. Das Artensterben wurde damit regelrecht greifbar und warf die Frage auf, wie es dazu gekommen ist und wie wir damit umgehen werden. Ergänzend zur Installation erläuterte ein sechsminütiger Dokumentarfilm die Entstehungsgeschichte des Kunstwerks.
Die Installation „Resurrecting the Sublime“ war bislang unter anderem im Philadelphia Museum of Art, im Centre Pompidou in Paris, auf der Architekturbiennale in Venedig sowie im Naturkundemuseum Bern zu erleben.